Wo bin ich, wenn ich offline bin?
Wir tun es doch alle: Ich lenke mich ab. Sie lenken sich ab. Wir lenken uns alle ab.
Mit unseren Handys, Tablets und anderen Helfern, die unser Leben einfacher gestaltet sollten. Jetzt hocken wir einen Großteil unserer Freizeit herum und laden Updates.
Selbst Menschen mit guter Selbstkontrolle haben sich mit leuchtenden Augen der Herrschaft der Smartphones unterworfen. Ohne Handys fühlen uns unwohl, wir vermissen etwas. Dieses Unwohlsein geht so weit, dass einige Leute ein vergessenes Telefon als „Körperteil, das fehlt“ beschreiben.
Es geht noch weiter. Umfragen und Studien wollen herausgefunden haben: Männer wie Frauen würden eher auf Sex verzichten, als auf ihr Handy. Und, dass die Menschen in Deutschland immer weniger Sex haben. Könnte unsere Smartphonenutzung bzw. die Digitalisierung unserer Freizeit etwas damit zu tun haben?
Die ach so hilfreichen Apps für jeden Lebensbereich informieren uns dabei emsig über das, was in der digitalen Welt gerade passiert. Was im Internet passiert ist, logisch betrachtet, gar nicht wichtig. Doch es passiert, und wir lechzen danach, es schnell zu checken.
Multisensorische Ansprache zieht alle menschlichen Register
Dem Netz zu entkommen fällt schwer: Eine multisensorische Ansprache aus Ton und visuellem Signal, oft eine rote Markierung am App-Symbol, eine Push-Nachricht, ein Pop-up-Fenster... Die Softwareindustrie zieht alle Register. Und manifestiert nebenbei in uns Menschen die unbegründete Sorge, etwas total Wichtiges verpassen zu können.
Wo es anfängt gruselig zu werden: Selbst dann, wenn wir noch gar keinen Hinweis zu einer neuen Aktivität bekommen haben, öffnen wir bereits Apps und scrollen durch Feeds. Es ist ein immer neues, nichtssuchendes Blättern und Weitergetragen werden von heftig-krassen Beiträgen und Verlinkungen, um am Ende des Tages zu viel gesehen und nichts behalten zu haben.
Der Feind auf dem Nachttisch
Für unser soziales Miteinander sowie die geistige und emotionale Gesundheit ist es wichtig, Zeit mit unseren Freunden oder der Familie zu verbringen. Das wissen wir. Dennoch suchen wir nach zusätzlicher, parallel stattfindender Verbundenheit und Bestätigung im virtuellen Raum. Obwohl unsere Partnerin oder unser Partner direkt vor uns sitzt, besteht trotzdem das drängende Bedürfnis, kurz zu prüfen, was im Internet abgeht.
Anders herum missfällt es uns fast immer, wenn unser Gegenüber mit dem Handy hantiert und noch ein letztes Mal die Inbox auf neue Mails prüfen muss. Wenn es sich etwas Berufliches handelt, bringen wir komischerweise eher Verständnis auf. Doch ohne überhaupt erspähen zu können, was auf dem Handy des oder der anderen passiert, stößt uns diese geistige Abwesenheit übel auf. Man wird ausgeschlossen von einer Aktivität, die anscheinend spannender ist, als man selbst. Mies.
Zu viel, zu oft, zu lange online - warum wir uns nicht losreißen können
Dass unsere liebsten Menschen uns im direkten Kontakt als „Zombies“ erleben, das lassen wir zu. Gleichzeitig streben wir danach, 500 flüchtigen Bekannten im Internet mit dem perfekten Image unseres Selbst zu imponieren. Wir fotografieren wir uns so lange und aus allen erdenklichen Winkeln, bis wir online gut rüberkommen. Und finden das dabei total normal. Eine verkrampfte Ausstrahlung im echten Leben, die sich unmittelbar auf unser direktes Umfeld auswirkt, scheint wurscht. Hauptsache, wir sehen auf dem Foto im Netz tiefenentspannt aus.
Der Dauerbrenner: Wir reden darüber, dass wir „zu viel“ online sind. Dass wir zu oft mit unserem Handy surfen, chatten, liken, kommentieren und weiterleiten. Wir scrollen und scheinen irgendetwas zu suchen. Was, das wissen wir dabei selbst nicht genau.
Verniedlichend nennen wir dieses zombiesque Verhalten dann „Mit-dem-Handy-spielen“ oder „Daddeln“ (a.k.a. „Datteln“). Dabei wollen wir eigentlich etwas ganz anderes, etwas Sinnstiftendes und Gehaltvolles, unternehmen. Tatsächlich fühlen wir uns leer und gelähmt.
Was im digitalen Ego-Rausch verloren geht
Während wir uns für den optimalen Winkel verbiegen und der Welt kund tun, an welchem exotischen Urlaubsstrand wir gerade einen C-Promi gesichtet haben, übersehen wir die kleinen Details, die vielbeschriebene Magie des Moments. Die gibt es im digitalen Raum selten.
In den Augenblicken, in denen wir Selfies vor krass-alten Hintergründen schießen, verpassen wir die Geschichte, die diese historische Fassade erzählt. Wenn wir, nach einer guten Netzverbindung suchend durch den Raum wandern, finden wir nichts über den Ort heraus, den wir uns gerade erschließen. Kreisen die Gedanken um ein digitales Ich, dessen Ego nach Anerkennung und Bestätigung giert, dann richte ich mein Leben am Online-Potenzial aus anstatt an meinen tatsächlichen menschlichen Bedürfnissen. Sich das einzugestehen ist hart, aber ehrlich.
Dass übermäßiges Online-sein Beziehungen stört, in unsere Psyche eingreift und der Gesundheit schadet, ist keine Binsenweisheit, sondern wissenschaftlich belegt. Für Verhaltensänderungen nützen uns Beweise nur leider wenig bis nichts! Will man sich und sein Umfeld für zu viel digitalem Stress schützen und das eigene „suchtige“ Verhalten ändern, dann müssen Taten folgen.
Lasst uns der Sache ins Auge sehen: Die im Internet verbrachte Zeit ist tot. Schlimmer noch, sie lässt uns vergleichen, stalken, macht uns schleichend traurig und einsam. Die Zeit, die wir uns rein gedanklich mit hinterlassenen oder erhaltenen Facebook-Kommentaren beschäftigen, ist nicht nachhaltig. Um uns dem meist selbst auferlegten Stress zu entziehen, entwickeln wir bewusst oder unbewusst persönliche Strategien und handfeste Taktiken.
Rituale und Prozesse: Privatmensch und Unternehmen gleichermaßen gefragt
Während wir online sind, entgeht uns das wirklich Wichtige. Das Echte, die leisen Töne, die Düfte. Die klugen Gedanken und Lebensweisheiten, die in ruhigen Momenten ausgesprochen werden, nachdem man sich selbst Geduld geschenkt hat.
Um hier wieder die nötige Ruhe zu finden, um das Echte aufnehmen zu können, helfen kleine Rituale. Wer Apps löscht und Benachrichtigungsfunktionen deaktiviert, der erkennt: Weniger ist mehr. Im Privatleben ist es meist verhältnismäßig leicht, sich auszuklinken. Das Handy wird bewusst zuhause gelassen oder abends regelmäßig nach Feierabend ausgeschaltet. Morgens zuerst duschen, dann online gehen. Einen festen handyfreien Tag pro Woche. Das Nicht-mehr-bei-Facebook-sein entwickelt sich zur Lebenseinstellung. Nicht immer für andere erreichbar sein, dafür wieder mehr bei sich ankommen.
Wir selbst sind es, die im Privaten in der Verantwortung stehen. Durch das bewusste Abschalten oder Reduzieren eines digitalen Ego-Raumes öffnen wir uns wieder dem gemeinschaftlichen Wir-Raum, der im direkten Kontakt entsteht.
Anders sieht es im Berufsleben aus. Dort ordnen wir unsere individuellen Bedürfnisse meist breitwillig den Prozessen unter, in denen wir agieren. Und Prozesse werden in den allermeisten Fällen immer noch von Unternehmenslenkern, Abteilungsleitern und Managern vorgegeben. Diese Entscheider und Entscheiderinnen haben als Zielvorgabe meist "schneller" und "mehr", selten "bedachter" und "menschenverträglicher". Als Ausgleich - die Leute sollen mal den Kopf frei bekommen - stellt man Kickertische auf und engagiert eine Feel-Good-Managerin, die sich um Teamevents kümmert und ein offenes Ohr für die Anliegen der KollegInnen hat. Das ist alles gut und schön, reicht nur leider bei weitem nicht aus. Die Fürsorgeplicht gegenüber den Angestellten hört nicht beim Obstkorb oder der Fitnesscenter-Mitgliedschaft auf.
Wenn psychologische Erkrankungen, Stress und Diagnosen wie Burn-out immer öfter der Grund für Fehltage sind, dann sollten sich Unternehmen überlegen, wie ihre Prozesse, insbesondere die digitalen, unter menschlichen Gesichtspunkten optimiert werden können. Dass diese Prozesse nach wie vor schlank bleiben dürfen und nicht an anderen Stellen überfrachtet werden sollen, liegt auf der Hand. Es geht vielmehr darum genau zu schauen, wie sich die Belegschaft mit dem aktuellen oder angestrebten Grad der Digitalisierung im Unternehmen fühlt. Unternehmen können digitalen Stress abbauen, indem sie beispielsweise prüfen, an welchen Stellen durch digitale Kommunikation der „zwischenmenschliche Kitt“, der eine Firma zusammenhält, verlorengegangen ist.
Das papierlose Büro hat sich als zukunftsweisendes Erfolgsmodell nicht durchgesetzt; auch das hat menschliche Gründe aus denen kluge Unternehmen lernen können.
Der Weg der digitalen Befreiung ist kein leichter. Wenn Unternehmen ihre E-Mailserver nach einer gewissen Uhrzeit abschalten und die MitarbeiterInnen konsequent in den Feierabend schicken, dann ist das zwar löblich gemeint, greift nur zu kurz. Es geht um mehr.
Reflektion der "digitalen Gedanken" als Schlüssel
Unser Geist ist über Jahrtausende sehr vertraut damit geworden, Dinge in der materiellen Welt wahrzunehmen, sie einzuschätzen und zu beurteilen. Daran sind wir gewöhnt. Die Digitalisierung von uns Menschen – denn nichts anderes bedeutet unsere Vernetzung mit smarten Telefonen und Co. – lässt uns immer öfter im digitalen Raum „leben und arbeiten“. Geistige Arbeit ohne Haptik und Mimik.
Halten wir uns jetzt immer länger online auf, so denken wir logischerweise über unsere Eindrücke aus der virtuellen Umgebung nach, sammeln so Erfahrungen, die nicht auf allen menschlichen Sinnen beruhen. Die Emotionen, Gedanken, Gefühle, die beim Surfen mitschwingen, fließen ebenfalls in unsere Wahrnehmung der Gesamteinschätzung ein. Wenn der reale Input zu kurz kommt, kann dies schnell in einer einseitigen Sichtweise münden. Es fehlen wichtige Sinneseindrücke, um das Bild zu vervollständigen. Wir entfernen uns vom Tatsächlichen. Das ist nicht gesund.
Ebenfalls problematisch: Es gibt im Netz nur sehr wenig von Substanz, Langfristigkeit, Halt und Wiedererkennung, die jedoch wichtig für unser Sicherheitsempfinden sind. Der digitale Raum ist in dieser Beziehung nicht authentisch und völlig anders als die tatsächliche Welt um uns herum.
Wir stellen also fest: Übermäßiger Digitalkonsum macht krank. Beziehungen werden geschädigt. Die Fähigkeit Empathie zu empfinden nimmt ab. Wollen wir eine aufkommende Störung in unserer zwischenmenschlichen Kommunikation ausschließlich über sach- und verhaltensbezogene Veränderungen angehen, dann brauchen wir zuerst die Ebene der Reflektion.
Unsere Gedanken werden immer stärker im digitalen Kontext geprägt und ausgestaltet; das Gedachte handelt nicht länger nur vom physisch wahrgenommenen Raum. Wer sich dessen bewusst wird, erkennt, wie wichtig es ist, genau diese "digitalen Gedanken" zu beobachten und zu erspüren, was sie uns beeinflussen.
Die Stimmungslagen, Meinungen und Entscheidungen, die auf digitalen Eindrücken fußen, sind somit unausgewogen. Sie sind un-sinnig. Und beschäftigen unseren Kopf mehr, als sie sollten. Wenn ich dies merke, dann frage ich mich: Bin ich gedanklich noch (oder schon wieder) online, obwohl ich gerade etwas anderes mache? Wo bin ich, wenn ich offline bin?
Kann ich diesen schönen Moment oder Eindruck überhaupt genießen, wenn ich keine Möglichkeit habe, das Erlebte sofort zu posten? Lebe ich im Hier und Jetzt?
Meistens klappt das auch ganz gut. Ich stelle jedes Mal auf Neue fest: Ich bin, also bin ich hier. Und dann versuche ich, die überflüssigen und un-sinnigen Gedanken zugunsten des Augenblicks liebevoll(!) zu verabschieden.
Befreiungsschlag: Nieder mit dem digitalen Stress!
Was soll also der ganze Stress, den wir uns machen? Hören wir doch einfach damit auf. Man wird im Internet sowieso 99,9 Prozent aller Inhalte verpassen. Egal wie vernetzt man sich aufstellt, egal wie stichwortoptimiert das eigene Profil ist, es bleibt ein hektisches Rennen im informativen, unterhaltenden und sich dabei selbst produzierenden Hamsterrad. Ganz anders ist hingegen das echte Leben strukturiert.
Wer aufhört, sich zwischen dem realen Hier und dem Internet zu zerteilen, der kann gar nichts verpassen. Es gelingt kinderleicht, indem man vollständig da ist, wo man gerade ist. Körperlich und geistig.
Einer der wichtigsten Befreiungsschläge der heutigen Zeit wird sein, sich vom unnötigen Digitalgebrauch freizumachen. Und zu erkennen, dass man besser daran täte, selbst das mächtigste Werkzeug, ob Hammer, Smartphone oder unsere Fähigkeit logisch zu denken, nach Gebrauch zur Seite zu legen.
Eigentlich ganz einfach, solange wir uns dabei nicht ablenken lassen.
Viel Erfolg und herzlichen Glückwunsch! Sie haben soeben Ihre Aufmerksamkeitsspanne trainiert und einen langen Text zuende gelesen. :-) Ich freue mich über Ihr Feedback und Ihre Gedanken zum Blogbeitrag in den Kommentaren. Vielen Dank!
Lisa Ringen
Marketing Madam
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Thomas Euler (Sonntag, 25 Juni 2017 22:34)
Hallo Lisa (ich bin einfach mal so frei :)),
in jedem Falle ein - in Gänze! - lesenswerter Beitrag. Vielen Punkten pflichte ich uneingeschränkt bei. Das Internet, insbesondere in seiner mobilen Gestalt, ist in der Tat an vielen Stellen ein Hort der Ablenkung. Gibt man sich dem hin, schadet dies der Gesundheit, mental wie physisch. Für meine Begriffe ist das heute weitestgehend akzeptiert, auch unter Internetmenschen.
In deiner Passage über "digitale Gedanken" stecken zudem einige tolle Beobachtungen rund um das Zu-kurz-Kommen diverser Sinne beim digitalen Erleben. Dieses Feld genauer zu erforschen wäre sicher spannend. Erinnert mich an das <a href="https://www.edge.org/conversation/alva_no-life-is-the-way-the-animal-is-in-the-world">Transkript eine Gesprächs mit Philosoph Alva Noë</a>. Könnte Dich ebenfalls interessieren.
An einigen Stellen will ich Dir jedoch widersprechen. Du schreibst:
<blockquote>"Was im Internet passiert ist, logisch betrachtet, gar nicht wichtig."</blockquote>
<blockquote>"Lasst uns der Sache ins Auge sehen: Die im Internet verbrachte Zeit ist tot. Schlimmer noch, sie lässt uns vergleichen, stalken, macht uns schleichend traurig und einsam. Die Zeit, die wir uns rein gedanklich mit hinterlassenen oder erhaltenen Facebook-Kommentaren beschäftigen, ist nicht nachhaltig."</blockquote>
<blockquote>"Ebenfalls problematisch: Es gibt im Netz nur sehr wenig von Substanz, Langfristigkeit, Halt und Wiedererkennung, die jedoch wichtig für unser Sicherheitsempfinden sind. Der digitale Raum ist in dieser Beziehung nicht authentisch und völlig anders als die tatsächliche Welt um uns herum."</blockquote>
Für meinen Geschmack ist das zu undifferenziert.
Ob das, was im Internet passiert, wichtig ist oder nicht, hängt davon ob, was wir dort machen. Deine Beispiele sind die typischen Beschreibungen einer unreflektierten, geistlosen Internetnutzung. Logo, die gibt es. Und von der kann sich vermutlich niemand gänzlich freisprechen, mich eingeschlossen.
Gleichwohl geschieht im Netz einiges, dem ich das Prädikat "wichtig" zweifelsohne zusprechen würde. Texte, die zum Nachdenken anregen. Bilder, die Gesellschaft verändern. Videos, die berühren. Uvam. Diese Dinge haben dann auch durchaus Substanz und eine hohe Halbwertszeit. Auch kulturell und in der Kunst ist das Internet heute wichtig und hat Tolles ermöglicht.
Ist das die Masse der Dinge im Netz? Natürlich nicht. Per Definition. Klasse ist schließlich nicht Masse. Und sind es jene Inhalte, die das Gros der Internetnutzer konsumiert? Wohl kaum. Doch genau hier liegt die Crux. Heute, da alles im Internet ist, obliegt es dem Nutzer zu entscheiden, welchen Ausschnitt davon er nutzen will. Und in welcher Weise er das Digitale in sein Leben integriert.
Ich vermute, das ist Dir bewusst. Aber es ist meines Erachtens nach wichtig, es explizit zu machen. Denn es wird uns nicht gelingen, die technologische Entwicklung zurückzudrehen. Wohl aber können wir Menschen lernen und lehren, bewusst mit der Technik umzugehen. Hierzu ist Voraussetzung, dass viele der von Dir angesprochenen Probleme als "common sense" akzeptiert werden. Und gerade deshalb ist wichtig, differenziert auf die Dinge zu blicken.
Auch 2017 kann das Internet ein großartiger Ort und ein sehr nützliches Tool sein. Die Frage ist, welches Internet wir wollen. Und: ob wir es beherrschen wollen, oder ob wir uns von ihm beherrschen lassen wollen. Was das anbelangt, bin ich optimistisch. Immerhin ist - schwer zu glauben - das iPhone gerademal 10 Jahre alt. Technologischer Fortschritt kommt zuerst, dann die gesellschaftliche Reaktion. Sprich: Es dauert, bis sich kulturelle und soziale Normen rund um eine neue Technologie etablieren.
Blickt man auf die Debatte zu dem Thema, nehme ich wahr, dass durchaus ein entsprechendes Problembewusstsein entsteht. Was wiederum die Grundlage für jegliche Verhaltensänderung ist. Auch hier sehe ich schon "Gegenbewegungen". Jugendliche die lieber auf Smartphones verzichten. Der Mindfulness-Boom. Der Land- & Outdoor-Trend. Slow Internet. Etc.
Natürlich wird dies nicht in einer ablenkungsfreien, bewussten Welt münden. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir keine Epidemie der digitalen Wracks erwarten müssen.
Lisa Ringen - Marketing Madam (Montag, 26 Juni 2017 13:59)
Hi Thomas,
herzlichen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Na klar, ich stimme dir zu, das Internet ist eine wundervolle Spielwiese, ein Hort der Inspiration und des Aufbruchs zu großen Taten, dessen bin ich mir bewusst und davon durfte ich schon viel profitieren.
Ich konnte als altes Kind / junger Teenie meiner Dorf-Einöde per Modem entkommen und möchte die Möglichkeiten, die sich uns dank der Vernetzung bieten, weder missen noch das technologische Rad zurückdrehen. :-)
In diesem Beitrag war es mir wichtig, die Sinnfreiheit eines Lebens, bei dem "das Netz" nahezu fortwährend unser Handeln dominiert, aufzuzeigen. Diese Sinnfreiheit wird gefühlte Normalität und dafür möchte ich sensibilisieren. Dass wir uns eben nicht vom Tool "Internet" beherrschen lassen, das ist es, worauf ich hinausmöchte. Dazu gehört es, zunächst übrehaupt zu erkennen, dass es ein Tool ist....und auch hier bin ich - wie du - optimistisch. Danke nochmals für deinen Beitrag!